Plotin - Zitate

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"Also die Gegenstände der Kunst und die Künste. Von den Künsten nun lassen sich alle nachahmenden, Malerei und Plastik, Tanzkunst und Mimik der Hände, die hier irgendwo zu Stande gekommen sind und ein sinnliches Vorbild zu Rathe ziehen und Formen nachahmen und Bewegungen und die geschauten Symmetrien wiedergeben, füglich nicht dorthin zurückführen, ausser durch menschliche Reflexion. Wenn aber aus der Symmetrie in den Thieren auf einen gewissen Zustand aller lebenden Wesen als eines Ganzen geschlossen wird, so wird sie ein Theil der Kraft sein, die auch dort nachsinnt und die allgemeine Symmetrie im Intelligiblen schaut. Dann wird auch jede musische Kunst, deren Gedanken sich um Harmonie und Rhythmus bewegen, sich auf dieselbe Weise verhalten wie die mit dem intelligiblen Rhythmus beschäftigte. Diejenigen aber, welche kunstgerechte sinnliche Gegenstände schaffen, wie die Baukunst und Tektonik, dürften, soweit sie Symmetrien zu Hülfe nehmen, die Principien und einen Theil der Gedanken von dorther haben; indem sie dies mit dem sinnlichen Gegenstand verbinden, dürfte das Ganze nicht dort sein, vielmehr im Menschen. Sicherlich auch die Agricultur nicht, die sich mit der sinnlichen Pflanze befasst, noch die Medicin, die auf die Gesundheit hier, noch die Kunst, die auf Stärke und Wohlbefinden abzielt; denn dort ist eine andere Kraft und Gesundheit, derzufolge alles was lebendig heisst unentwegt und sich selbst genug ist. Aber die Rhetorik und Strategie, die Oekonomie und Staatsverwaltung, wenn sie etwa das Schöne mit den Thaten verbinden, haben, falls sie auf jenes schauen, von dorther einen Beitrag zu ihrer Wissenschaft aus der Wissenschaft dort. Der Geometrie aber, die es mit dem Intelligiblen zu thun hat, ist dort ihr Platz anzuweisen, desgleichen der Weisheit, die hoch oben um das Seiende sich bewegt."

 

(Plotin: Enneaden)