1890 Harmonie

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Georges Seurat

 

Harmonie

 

 

Quelle: Seurat, Georges: Von seinem Biographen niedergeschriebenes Diktat. In: Christophe: Seurat. Paris 1890. Zitiert nach: Hess, Walter: Dokumente zum Verständnis der modernen Malerei, rde 19. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Hamburg 1956, S. 21 ff.

 

Georges Seurat, 1859-1891, vollzog um 1885 die Wendung zum Neo-Impressionismus (s. o.). Erstes Werk dieser Art: „Un Dimanche ä la Grande Jatte".

 

 

 

Kunst ist Harmonie. Harmonie wiederum ist Einheit von Kontrasten und Einheit von Ähnlichem, im Ton, in der Farbe, in der Linie. Ton, d. h. Hell und Dunkel; Farbe, d. h. Rot und seine Komplementärfarbe Grün, Orange und seine Komplementärfarbe Blau, Gelb und seine Komplementärfarbe Violett. Linie, das ist die Richtung im Verhältnis zur Waagerechten. Alle diese Harmonien scheiden sich in solche der Ruhe, der Heiterkeit und der Trauer. Heiterkeit entsteht im Ton bei Vorherrschaft des Hellen, in der Farbe bei Vorherrschaft des Warmen, in der Linie bei Bewegung, die über die Horizontale aufsteigt. Ruhe stellt sich ein im Ton bei Gleichgewicht des Dunklen und Hellen, in den Farben bei Gleichgewicht des Warmen und des Kalten, in der Linie bei Ausrichtung auf die Horizontale. Der Ton stimmt sich auf Trauer bei Vorherrschaft der Dunkelheit, die Farbe bei jener der Kälte, die Linie bei absteigender Bewegung. [.. .]

 

1890