01 Der Gipsabguss

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Der Gipsabguß.

 

Im ersten Anfangsstadium ist es gut, Gipsabgüsse (Gesichtsmasken, Brust-, Rückenabgüsse) für das Studium der Formen als Vorbilder zu gebrauchen. Hier lernt man, deutlich Licht und Schatten auseinanderzuhalten, weil diese Körper als Lokalfarbe lediglich die weiße haben, also Irrtümer unmöglich sind, die dadurch entstehen, daß alle anderen Gegenstände, wie z.B. ein lebendes Gesicht durch seine verschiedenen Färbungen, am Anfang die Kenntnis der absoluten Form schwerer verständlich machen. Wieviel mehr ist dieses noch beim Akt der Fall, in seiner reicheren Farbenskala und gar bei stofflichen Problemen, wo die ausgesprochene Farbe (z.B. schwarz) dem Auge es oft wirklich schwer macht, die reinen Tonwerte festzustellen.

 

Deshalb komme ich nochmals darauf zurück, etwa in den ersten zwei oder drei Monaten lediglich das Zeichnen nach Gipsmodellen zu empfehlen: Was bei diesem Modell als das Hellste erscheint, ist unter allen Umständen das höchste Licht, und ebenso bedeutet die größte Schwärze die größte Schattentiefe. Bei der absolut weißen Lokalfarbe des Gipses sind auch hier die so wichtigen Mitteltöne in ihrer Verschiedenheit auf die leichtere Art kennen zu lernen. Ein zweiter Grund, der für den Anfänger den Gips ratsamer macht, ist die Ruhe und Unbeweglichkeit dieses toten Körpers. Ein lebendes Modell hat nicht die Fähigkeit, so absolut still zu halten, wie es für die ungeschulten Augen und für das langsame Erfassen jedes Anfängers so notwendig ist.

 

Der Gipsabguß (Abb.)

 

Ist dieses Elementarwissen aufgenommen, so tritt jetzt das wichtigste Modell in Aktion: der Mensch. Dieses Studium zerfällt in zwei Rubriken: Arbeiten nach dem Kopfmodell und schließlich Arbeiten nach dem Akt. – Das nackte Modell ist für das Studieren vorteilhafter als das bekleidete, weil die Formen des Körpers, ebenso wie bei den Gipsabgüssen, eine klarere Übersicht gewähren, die Tönung der Haut trotz der verschiedenen Farbengebung dennoch eine gleichmäßig helle ist und die bekleidete Figur ebenfalls den Knochenbau und die Muskulatur unter den Stoffen sichtbar lassen muß; also müssen die Formen des Körpers vollständig erkannt werden.

 

Die Basis sowohl für den Kopf wie auch erst recht für den Körper ist das Skelett.

 

Dem Entwurf geht nun als erstes die Beobachtung des Modelles voraus: es ist darauf zu sehen, wie sich der Gegenstand proportional verhält; wie sich die Länge zur Breite verhält, die einzelnen Teile unter sich und zueinander. Dann die Bewegung: ob geneigt, nach hinten oder seitlich gebogen usw.

 

Gehen wir nun zu dem ersten Abschnitt im Detail über.