05 Vom Schicksal

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05 Vom Schicksal

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Vom Schicksal.

1.

(1817)

Es ist in der neuesten Zeit so viel über das Schicksal und seine Anwendbarkeit oder Unanwendbarkeit für die neuere Tragödie gesagt und geschrieben worden, daß ich, da besonders mein Trauerspiel die Ahnfrau den Streit neu entzündet hat, es für meine Schuldigkeit achte, dem Publikum meine Ansichten von dieser vielbesprochenen Sache vorzulegen.

Um nicht weitläuftig zu sein, gleich zur Sache. Vor allem: was verstanden die Alten (die Griechen nämlich) unter dem Worte Fatum, und in welchem Sinne machten sie davon Gebrauch in ihrer Tragödie? Da stoßen wir nun gleich auf verschiedene Meinungen. Der eine findet in dem Fatum der Griechen bloß ihre Naturnotwendigkeit, ein zweiter die strafende Weltgerechtigkeit, ein dritter eine feindselig einwirkende Macht. Unsere Verwunderung über diese Verschiedenheit der Meinungen nimmt ab, wenn wir die Werke der alten Dichter und insbesondere der Tragiker in dieser Beziehung durchgehen und das Schicksal in ebensovielen Gestalten wieder finden. Bald erscheint sie als ausgleichende, selbst die Götter fesselnde Gerechtigkeit, wie im Prometheus, bald als unbedingt notwendige Vorherbestimmung, wie in der Fabel vom Untergange des Labdakosstammes, bald als rächende Nemesis über den Tantaliden. Einmal in Opposition mit den Göttern, ein andermal (wie bei dem Geschlechte des Tantalos) zusammenfallend mit dem Willen der Olympier. Ja, im Euripides treten meistenteils die Götter selbst an die Stelle des Schicksals. Alles dieses muß uns auf den Gedanken bringen, daß wohl die Griechen selbst mit dem Worte Fatum keinen bestimmten, genau begrenzten Begriff verbanden, daß es ihnen erging, wie uns mit den Worten Zufall, Glück und andern, die wir gebrauchen, um gewisse Erscheinungen zu bezeichnen, die da sind, ohne daß wir sie erklären könnten, Worte, die jedermann versteht, wenn sie auch niemand begreift. Und so ist es auch. Die Griechen nannten Schicksal die unbekannte Größe = x, die den Erscheinungen der moralischen Welt zu Grunde liegt, deren Ursache unserm Verstande verborgen bleibt, ob wir gleich ihre Wirkungen gewahr werden. Der ganze Begriff war lediglich ein Ausfluß des dem menschlichen Geiste angeborenen Strebens, dem Begründeten einen Grund aufzufinden, des Strebens, ein Kausalitätsband unter den Erscheinungen der moralischen Welt herzustellen.

Dieses Streben des menschlichen Geistes liegt in seiner Natur und besteht gegenwärtig noch ebenso, wie unter den Heiden. Es sollte zwar scheinen, als ob das Christentum hierin die Lage der Dinge ganz geändert hätte, es scheint aber nur so. Das Christentum hat uns einen allmächtigen Gott gegeben, der in seinen Händen die Gründe alles Seins hält, und von dem alle Veränderungen ausgehen. Das ist genug, um das ahnende Gemüt zu befriedigen. Aber auch, um den grübelnden Verstand, die schwelgende Phantasie zu bezähmen? Die Erfahrung von 1800 Jahren hat das Gegenteil gezeigt. Wir kennen Gott als den letzten Ring in der Kette der Dinge, aber die Mittelglieder fehlen, und gerade eine Reihe sucht der Verstand. Statt, wie das Gemüt von oben anzufangen und das Irdische an jenes zu knüpfen, beginnt der Verstand, seiner Natur nach, von dem, was er faßt, von dem untersten Gliede nämlich, und sucht nun zu dem obersten auf einer Leiter ohne Stufen emporzusteigen. Hat er sich hier eine Weile vergebens abgemattet, so bricht die Phantasie, die er bisher zügelte, los und verknüpft die hier und dort sichtbaren Ringe der in Dunkel gehüllten Kette mit ihrem Bande, und – nihil novi in mundo! Tausend Dinge, die wir nicht begreifen, tausend Schickungen, deren ausgleichenden Grund wir nicht einsehen und die uns ewig an die lästige Beschränktheit der menschlichen Natur verweisen, machen uns irre; die Gewohnheit, Erscheinungen, die aufeinander folgen, in dem Verhältnis von Ursache und Wirkung zu betrachten, trägt das Ihrige bei. Daß das wirklich so ist, zeigt der so allgemein verbreitete Glaube an: Glück, Zufall, Vorbedeutung; unheilbringende Tage, Worte, Handlungen; die Astrologie, die Chiromantie u.s.w. Der Glaube an einen gütigen und gerechten Gott wird dadurch nicht aufgehoben – auch devote Personen hängen an derlei Aberglauben – sondern nur für Augenblicke aus dem Gesichte gerückt. Die Phantasie ist zufrieden, ihr Gebäude bis zu einer Höhe geführt zu haben, deren Entfernung ein klares Weiterschauen unmöglich macht, und ergötzt sich an den verfließenden Umrissen. So ist es, und so wird es bleiben, bis es das Gemüt mit seinem Ahnen und Glauben bis zur Deutlichkeit der Verstandesbegriffe und Phantasiebilder gebracht hat, das heißt, bis ans Ende der Welt.

Dieses vorausgeschickt, erhellt, daß die Idee des Schicksals, obschon für die Philosophie verwerflich, für die Poesie von höchster Wirkung ist. Nicht theoretisch Erwiesenes, sondern praktisch Vorhandenes braucht diese letztere, und was könnte ihren Phantasiegebilden erwünschter sein, als ein von der Phantasie selbst gemalter Hintergrund, der in seiner Unermeßlichkeit ihr Raum zur freiesten Bewegung gibt. Die Frage über Anwendbarkeit des Fatums in der Poesie fällt hierdurch zusammen mit der Frage über die Anwendbarkeit der Gespenster, der vorbedeutenden Träume u.s.w., welche letztere sogar die geisterscheuen Franzosen in ihren Tragödien so wichtige Rollen spielen lassen.

Soll daher die Idee des Fatums in der neueren Tragödie ebenso vorherrschen, wie in der antiken? Nichts weniger als das. Bei der religiösen Tendenz, die den Tragödien der Alten, von ihrem Ursprunge her, anhing, war das Fatum so gut, als das Göttersystem, notwendige Voraussetzung; bei den Neuern wird sie – Maschine, eine schwer zu behandelnde, vorsichtig zu brauchende Maschine, und zwar lediglich für die Tragödie, mit Ausschluß jeder andern Dichtungsart, der Epopöe zum Beispiel. Aus dem Grunde dieses Unterschiedes wird zugleich die Art des Gebrauches folgen.

Der Begriff Schicksal ist bei uns nicht eine Frucht der Ueberzeugung, sondern der dunkeln Ahnung. In allen andern Dichtungsarten spricht der Dichter selbst: was er sagt, ist seine Meinung, und daher wäre ein auf die Idee des Fatums gegründetes neueres Epos ein Unding. Im Drama sprechen die handelnden Personen, und hier liegt es in der Macht des Dichters, ihre Charaktere so zu stellen, den Sturm ihrer Leidenschaften so zu lenken, daß die Idee des Schicksals in ihnen entstehen muß. Wie das Wort ausgesprochen oder die Idee rege gemacht worden ist, schlägt ein Blitz in die Seele des Zusehers. Alles, was er hierüber in schmerzlichen Stunden ausgegrübelt, gehört, geahnet und geträumt, wird rege, die dunkeln Mächte erwachen und er spielt die Tragödie mit. Aber nie trete der Dichter vor und erkläre den Glauben seiner Personen für den seinigen. Dasselbe Dunkel, welches über das Wesen des Schicksales herrscht, herrsche auch in seiner Erwähnung desselben; seine Personen mögen ihren Glauben daran deutlich aussprechen, aber immer bleibe dem Zuschauer unausgemacht, ob er dem launichten Wechsel des Lebens oder einer verborgenen Waltung das schauderhafte Unheil zuschreiben soll, er selber ahne das letztere, es werde ihm aber nicht klar gemacht; denn ein ausgesprochener Irrtum stößt zurück.

Auf diese Art hat Müllner die Idee des Schicksals gebraucht, auf diese Art schmeichle ich mir, sie gebraucht zu haben, und die Wirkung, die dieselbe auch auf den gebildeten Teil des Publikums gemacht hat, bekräftigt meine Meinung.

Mit dieser Erklärung werden vielleicht gerade die eifrigsten Verteidiger des Fatums am wenigsten zufrieden sein, die demselben einen großen Dienst zu erweisen glaubten, wenn sie es in Verbindung mit den Grundsätzen der christlichen Religion zu bringen suchten und der Tragödie, wer weiß, was für eine hohe moralische Bestimmung anwiesen. Aber sie mögen sich vorsehen. Das eben ist das Unglück der Deutschen, daß sie ewig all ihr Wissen zu Markte bringen und nicht glauben, eine rechte Tragödie gemacht zu haben, wenn sie nicht im Notfall zugleich als ein Kompendium der Philosophie, Religion, Geschichte, Statistik und Physik gelten kann, so daß man in ihren dramatischen Werken alles bis auf das Dramatische antrifft. Ich kann einmal nicht helfen, und alle eigentlich produktiv poetischen Köpfe werden mir hoffentlich beistimmen. Menschliche Handlungen und Leidenschaften sind der Vorwurf der tragischen Kunst, alles andere, und wäre es auch das Höchste, bleibt zwar nicht ausgeschlossen, aber ist – Maschine. Religion auf die Kanzel, Philosophie auf den Katheder, der Mensch mit seinem Thun und Treiben, seinen Freuden und Leiden, Irrtümern und Verbrechen auf die Bühne. Und somit genug.

2.

(1817)

Mich dünkt, wenn die Idee des Fatums in einer neuern Tragödie vorkommt, so müsse sie notwendig in einem gewissen Dunkel verhüllt sein; das Wort Fatum als das Glaubensbekenntnis des Dichters ausgesprochen, klingt aufs mindeste höchst sonderbar und stößt zurück, da es gegen die einmal angenommenen Ueberzeugungen streite, quae quisque prae se fert. Aber als dunkle Ahnung existiert das Fatum noch jetzt, und wird es ewig, solange nicht unsere theoretische Einsicht bis zu einem Grade praktischer Ueberzeugung gesteigert ist, der vielleicht außer den Grenzen der menschlichen Natur liegt. Als Ahnung nun muß sie auch sich in der Tragödie zeigen. Es müssen Fakten gegeben sein und dem Zuschauer überlassen werden, dabei schaudernd ein Fatum zu denken. Dem steht nicht entgegen, daß die handelnden Personen selbst ein Fatum glauben, nur muß nirgends ganz klar werden, daß der Dichter ihren Glauben völlig billigt. Darum ist das Fatum (um ja auszusprechen, was gar nicht ausgesprochen werden sollte) in neuern Zeiten bloß im Drama zu brauchen, wo die Gesinnungen der dramatischen Personen dargelegt werden, im Epos wäre seine Einwirkung Unsinn. –

3.

(1818)

Der vorzüglichste Grund, warum die (sogenannte) heidnische Idee vom Fatum der Poesie, namentlich der dramatischen, mehr zugesagt, als die Vorstellung von Vorsehung, fließt schon aus der Betrachtung des Wesens der Poesie, als Gegensatz der Wissenschaft. Die Wissenschaft bringt das Besondere unter das Allgemeine, sie erhebt die Wahrnehmung zum Begriff. Die Poesie hingegen, in ihrer Funktion der Wissenschaft entgegengesetzt, sucht das Besondere aus dem Allgemeinen heraus, indem sie, ihrem Wesen nach, das letztere anschaulich zu machen, zu versinnlichen sucht. Die Wissenschaft hat es mit Begriffen zu thun, die Poesie mit Bildern. Hieraus fließt, wenn beide ihre Erzeugnisse nach dem dem Menschen einwohnenden Bedürfnisse aneinander reihen und verbinden, eine wesentliche Verschiedenheit. Die Wissenschaft sucht den denkbar letzten Grund auf, die Poesie den letzten sinnlich erkennbaren, bildlich darstellbaren. Die Philosophie ist zufrieden, wenn sich in den Gliedern der Kette, durch die sie die Erscheinung an ihren letzten Grund knüpft, nur kein Widerspruch ergibt, die Poesie muß jedes Glied vorzeigen können, wenn es für sie da sein soll, und sie läßt sich lieber einen wirklich verborgenen als einen scheinbaren, obgleich in der That nicht vorhandenen, Widerspruch gefallen.

4.

Man hat in neuerer Zeit – oder vielmehr diese Zeit ist auch schon vergangen, wie in Deutschland alles schnell vergeht – man hat also in einer nur kurz vergangenen Zeit viel gegen das Schicksal geeifert, in dem Sinne, wie es von den Poeten gebraucht worden ist, und gebraucht wird. Man hat bewiesen, daß diese Idee weder mit der Vernunft, noch mit dem Christentum übereinstimme, denn selbst von dem Christentume sprechen die Kritiker, wenn es ihnen irgendwo theoretisch zu Paß kommt. Man hat dabei nur vergessen, daß es dem Dichter nicht um eine philosophische, sondern um eine poetische Idee zu thun ist, der Unterschied aber ist groß. Wer ihn nicht kennt, gehe in die Schule und lerne, dann komme er wieder, um Poesie zu genießen oder, will's Gott, zu beurteilen. Die Philosophie mißt die Dinge mit dem Maßstabe der Vernunft, zersetzt sie in ihre Elemente und vereinigt diese wieder zum Begriffe, wo dann das Ding verloren gegangen ist, aber seine Erkenntnis gewonnen. Jede Idee ist, philosophisch genommen, leer, wenn sie sich nicht auf einen Begriff bringen läßt. Die Poesie dagegen, die Kunst, nimmt den Gegenstand als Ganzes auf, d.h. mit der Empfindung. Die dabei sich entwickelnden Gedanken werden keineswegs begriffsmäßig abgeschlossen, sondern in ein ahnungsvolles Unübersehbares fortgeführt, vollkommen gerechtfertigt, wenn ein unvertilgbares Gefühl in der Menschenbrust für die Richtigkeit des Weges einsteht und die Möglichkeit eines Abschlusses verbürgt. Nicht zu Ende gedachte Gedanken sind die Logik der Poesie. Wie man denn überhaupt den Verstand eine artikulierte Empfindung und die Empfindung einen artikulierten Verstand nennen könnte.

Aber wohlgemerkt! Ein unvertilgbares Urgefühl der Menschennatur muß die Richtigkeit der Konsequenzen einsehen.

5.

(1845-1846?)

Man hat in neuerer, nicht neuester Zeit viel gestritten über den Gebrauch des Schicksals in der Poesie, vornehmlich in der dramatischen, und das Ergebnis des Streites war ein verneinendes. Aber ihr werdet doch an ein Schicksal überhaupt glauben? Die Philosophie an der Hand der Naturwissenschaft weist euch unabweisliche Gesetze des Geschehenden nach und wenn erstere auch, wie billig, der Freiheit einen Platz vorbehält, so gibt sie doch zu, daß, wo die freien Handlungen mit der Notwendigkeit der Natur nicht übereinstimmen, sie, die Freiheit zerschellt wird und ihr Verdienst sich auf den Entschluß und auf den Versuch der Ausführung beschränkt. Der Lauf der Welt ist das Schicksal des einzelnen, ja die Freiheit des einen ist das Schicksal des andern.

Die Religion läßt alles von einem höchst weisen und gütigen Schöpfer aufs beste eingerichtet sein, wo denn aber, was in seinem Ursprunge Vorsehung ist, in seiner Wirkung wieder zum Schicksal wird; das Christentum nennt derlei zwar Schickung, die bloße Endsilbe ändert aber nichts, man müßte denn eine so spezielle Vorsehung annehmen, die immerfort an dem einzelnen zurechtstellte und rüttelte, was dann ziemlich vernunftwidrig wäre, ja durch die Schickung selbst widerlegt wird, die sich manchmal als höchst unbillig und ungerecht darstellt. Man hilft sich zwar bei derlei inkommensurablen Schickungen damit, daß man sie als Prüfungen oder Besserungsanlässe bezeichnet und dafür Anweisungen auf ein anderes Leben ausstellt, wo denn aber auch, menschlich genommen, nichts erklärt ist.

+++

(1837)

Was man Schicksal nennt, muß dem poesielosen neuern Deutschland notwendig unstatthaft erscheinen, da die ganze Idee, abgesehen von einer teilweisen Realität, rein Poesie ist. Ein Anthropomorphismus, eine Personifikation der Naturnotwendigkeit, der von unserm Willen unabhängigen äußern Umstände. Ein Welttropus. Was die äußere Gestalt betrifft, in der diese Figur auftritt, so hängt sie von der Form ab, in der sie der jedesmaligen Zeit geläufig ist.

(1819)

Die heidnische Weltansicht ist die Naturansicht, drum zieh' ich sie vor für die Poesie. Die christliche beruht auf Suppositionen. Sie ist daher ihrem Wesen nach bedingt und beschränkt. Wer weiß, ob sie in 300 Jahren noch gilt. Die heidnische wird gelten, so lange die Welt steht und Menschen Menschen sind.

(1844)

Das ist der innere Zusammenhang des Drama, daß jede Scene ein Bedürfnis erregen und jede eines befriedigen muß.

(1835)

Das Publikum fordert unnachsichtlich Eines, wodurch es eben zu einer so vortrefflichen Kontrolle für den dramatischen Dichter wird, und dieses Eine ist Leben.

(1834)

Fragt mich aber nun jemand, ob ein Drama eine Idee zur Grundlage haben könne und solle? so antworte ich: warum nicht? vorausgesetzt, daß sich der Verfasser einer großen belebenden Kraft bewußt ist, wie Calderon allenfalls. Die übrigen großen Dichter haben es aber nur selten praktiziert und sind in ihren Hervorbringungen zu Werke gegangen wie ihre große Meisterin, die Natur: Ideen anregend, aber vom lebendigen Faktum ausgehend. Im Anfang war die That.

(1821)

Die Konsequenz der Leidenschaften ist das Höchste, was gewöhnliche Dramatiker zu schildern und gewöhnliche Kunstrichter zu würdigen wissen, aber erst die aus der Natur gegriffenen Inkonsequenzen bringen Leben in das Bild und sind das Höchste der dramatischen Kunst; nur faßt diese niemand auf, als etwa noch das unbewußte Gefühl der Menge, und der Kritiker höchstens an abgeschiedenen Klassikern auf Autorität.

(1816)

Es ist eine große Frage: ob das zu scharfe Individualisieren der Charaktere, wie wir es bei Shakespeare finden, dem dramatischen Effekt nicht schädlich ist. Der Mensch verschwindet in eben dem Verhältnisse, in welchem das Individuum hervortritt.

(1819)

Die Kunst des Schauspielers hat drei Stufen: eine Rolle verstehen, eine Rolle fühlen, und das Wesen einer Rolle anschauen.

(1855)

Man eifert jetzt gegen die Deklamation im versifizierten Trauerspiele. Man kann allerdings die Emphase zu weit treiben, darf aber auch nie vergessen, daß der Vers die Mitte zwischen der Rede und dem Gesange ist.

(1842)

Für den dramatischen Dichter ist das Theater das, was für den Maler der Rahmen ist.