10 Donatello

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Donatello

Geboren um 1386 zu Florenz. gestorben am 13. Dezember 1466 daselbst

 

 

In Florenz wurde Donato, der von den Seinigen Donatello genannt wurde und sich auch bei einigen seiner Arbeiten so unterschrieb, im Jahre 1386 geboren. [Fußnote] Er widmete sich dem Studium der Zeichenkunst und wurde nicht nur ein trefflicher und bewundernswerter Bildhauer, sondern zeigte auch in Stuckarbeiten viel Übung, war in der Perspektive vorzüglich und in der Baukunst sehr geschätzt. Seine Arbeiten hatten außerdem so schöne Zeichnung und so viel Anmut, daß man sie den trefflichen Werken der alten Griechen und Römer ähnlicher fand als die irgendeines anderen Meisters. Mit vollem Recht wird er daher als der erste gerühmt, der die alte Darstellungsart im Flachrelief wiedererfand und vorzüglich anwendete. Die Leichtigkeit und Meisterschaft, mit der seine Reliefs gearbeitet sind, läßt erkennen, wie er dabei nach richtiger Überlegung verfuhr und ihnen mehr als gewöhnliche Schönheit zu geben wußte, so daß bis auf unsere Zeit kein Künstler ihn hierin übertroffen, ja nicht einmal erreicht hat. Er arbeitete in seiner Jugend viele Dinge, die man, eben weil deren viele waren, nicht besonders beachtete. Ruhm und Namen aber verdiente er sich durch eine Verkündigung aus Sandstein, die in Santa Croce zu Florenz beim Altar der Kapelle der Cavalcanti aufgestellt wurde. Rings um diese brachte er eine Zierat nach groteskem Geschmack an mit einem vielgestaltigen geschwungenen Sockel, die oben im Rundbogen endet, wo sechs Kindlein einige Laubgewinde tragen und sich paarweise umfassen, als ob sie, schwindelnd vor der Tiefe, einander zu halten strebten. Ganz besondere Kunst zeigte er bei der Gestalt der Jungfrau, die, erschreckt durch das plötzliche Erscheinen des Engels, sich schüchtern voll sittsamer Ehrfurcht und höchster Anmut zu dem wendet, der sie grüßt. In ihrem Angesicht erkennt man jene Demut und Dankbarkeit, die sich bei einem, der unerwartet eine Gabe empfängt, um so stärker ausspricht, je größer die Gabe ist. Die Gewänder der Madonna und des Engels wußte Donato schön zu ordnen und gab ihnen einen meisterhaften Faltenwurf, indem er sich bemühte, die menschliche Gestalt hindurch erkennen zu lassen und die Schönheit der Alten wiederzufinden, die viele Jahre verborgen gelegen hatte. Kurz, er zeigte so viel Leichtigkeit und Kunst bei diesem Werk, daß man weder von der Zeichnung und vom Meißel, noch von Einsicht und Übung mehr wünschen kann. In derselben Kirche arbeitete er unter dem Querschiff neben dem Bilde von Taddeo Gaddi mit ungewöhnlicher Mühe einen Kruzifixus von Holz, und als er ihn beendet hatte und es ihm schien, er habe etwas Besonderes vollführt, zeigte er ihn dem Filippo Brunelleschi, seinem vertrauten Freund, um dessen Meinung zu hören. Filippo, der nach den Reden Donatos etwas viel Besseres erwartet hatte als vor ihm stand, lächelte ein wenig, und Donato, der dieses sah, bat ihn bei der Freundschaft, die zwischen ihnen bestand, er solle ihm sagen, was er davon halte. »Mir scheint«, erwiderte Filippo freimütig, »du hast einen Bauern ans Kreuz geheftet und nicht die Gestalt eines Christus, der zart gebaut und der schönste Mann gewesen ist, der je geboren wurde.« Donato, der auf ein Lob gehofft hatte, fühlte sich innerlich verletzt, mehr noch als er selbst glaubte, und antwortete: »Wenn es so leicht wäre, etwas zu machen, wie es zu beurteilen, so würde mein Christus dir wohl ein Christus scheinen und nicht ein Bauer. Nimm ein Stück Holz und versuche selbst einen zu formen.« Filippo sagte kein Wort mehr, ging nach Hause und fing an, ohne daß jemand es wußte, ein Kruzifix zu arbeiten, wobei er Donato zu übertreffen suchte, damit er nicht sein eigenes Urteil Lügen strafe. Nach vielen Monaten führte er das Werk zu höchster Vollendung. Eines Morgens bat er dann Donato zum Frühstück zu sich, und dieser nahm seine Einladung an. Als sie zusammen nach der Wohnung Filippos gingen, kaufte er einiges auf dem Markt und sagte, indem er es Donato gab: »Gehe mit diesen Dingen in mein Haus und warte auf mich, ich komme gleich nach.« Donato trat in die Wohnung, die zu ebener Erde lag, und sah das Kruzifix Filippos in guter Beleuchtung, blieb stehen, um es zu betrachten und fand es so vollkommen, daß er, überwunden von Staunen und ganz außer sich, die Arme ausbreitete und die Schürze fallen ließ. Alles was darin war, Eier, Käse und andere Ware, zerbrach in viele Stücke, ohne daß ihn dies hinderte zu bewundern und wie einer, der den Verstand verloren hat, dazustehen. Da trat Filippo hinzu und fragte lächelnd: »Donato, was hast du vor? Was wollen wir zum Frühstück essen, da du alles zur Erde geworfen hast?« – »Ich für mich«, antwortete Donato, »habe für heute mein Teil; willst du das deinige, so nimm dir's. – Doch genug, dir ist vergönnt, den Heiland darzustellen, mir aber den Bauern.« [Fußnote]

Sehr jung noch arbeitete er für die Fassade von Santa Maria del Fiore den Propheten Daniel in Marmor und die vielgerühmte Statue von Sankt Johannes dem Evangelisten, in sitzender Stellung und in schlichte Gewänder gekleidet. Innerhalb der Kirche, über der Tür der alten Sakristei, verfertigte er die Brüstung zur Orgel mit jenen rasch gearbeiteten Figuren, die sich zu bewegen und zu leben scheinen, wenn man hinsieht, wie überhaupt bei den Werken Donatellos Verstand und Einsicht ebensoviel taten wie seine Hand. Es werden viele Dinge ausgeführt, die in den Werkstätten, wo sie gearbeitet sind, schön aussehen, von dort aber weggenommen und an anderer Stelle in anderem Licht oder höher aufgestellt, ein von dem vorigen ganz verschiedenes Aussehen gewinnen. Donato dagegen arbeitete seine Figuren so, daß sie in der Werkstatt nicht halb so schön erschienen wie an dem Platz, wo sie hingehörten.

In San Michele in Orto [Fußnote] zu Florenz arbeitete er für die Zunft der Schlächter die Marmorstatue Sankt Peters, eine sehr geistvolle und bewunderswerte Gestalt, und für die Zunft der Leinenhändler den Evangelisten Markus, den er mit Filippo Brunelleschi übernommen hatte, nachher jedoch allein vollendete, womit Filippo einverstanden war. Für die Zunft der Harnischmacher fertigte er die sehr lebendige Statue des heiligen Georg im Waffenschmuck. Sein Angesicht zieren jugendliche Schönheit, Mut und Tapferkeit, und seine Stellung zeigt feurige Kühnheit und einen wunderbaren Ausdruck der Bewegung im Stein. Sicherlich ist bei neueren Marmorfiguren nicht soviel Leben und Geist gefunden worden wie hier. [Fußnote] Auf dem Sockel, der das Tabernakel dieser Statue trägt, sieht man in einem Marmorflachrelief, wie Sankt Georg den Lindwurm tötet, wobei die Gestalt des Pferdes sehr gerühmt wird, und in dem Giebel ist im Flachrelief ein Gottvater in halber Figur gearbeitet. An der Fassade des Glockenturmes von Santa Maria del Fiore verfertigte Donato vier Gestalten und stellte in den beiden sitzenden Personen den Francesco Soderini und den Giovanni di Barduccio Cherichini, dessen Statue jetzt »der Kahlkopf« genannt wird, nach dem Leben dar. Die letztere galt für das schönste und bedeutendste Werk, das dieser Künstler jemals vollführte. Wenn er deshalb etwas beteuern wollte, pflegte er zu sagen: »Es ist so sicher wie mein Glaube an meinen Kahlkopf.« Für die Signoria unserer Stadt führte er einen Metallguß aus, der auf dem Markt unter einem Bogen ihrer Loggia angebracht wurde. Er stellt die Judith dar, die dem Holofernes den Kopf abhaut. Es ist ein Werk von großer Trefflichkeit und Meisterschaft, denn so einfach das Gewand und das Äußere der Judith ist, so erkennt man doch in ihr den kühnen Mut jener Frau und die Kraft, die ihr durch den Beistand des Himmels kam. Im Gesicht des Holofernes dagegen zeigt sich die Wirkung von Wein und Schlaf sowie der Tod in den Gliedern, welche die Spannkraft verloren haben und schlaff herabhängen. Donato verfuhr bei diesem Werk so, daß der Guß zart und sehr schön ausfiel; er wurde hernach mit Sorgfalt ausgeputzt und ist wahrlich bewundernswert. Das Postament, eine gedrehte Säule von Granit in einfacher Ordnung, hat ein nicht minder schönes, dem Auge gefälliges Ansehen, so daß Donato selbst damit zufrieden war und, was er früher nicht getan hatte, seinen Namen darunter setzte: »Donatelli opus.« Im inneren Hof des Palastes der Signoria wurde von ihm lebensgroß in Bronze gearbeitet die nackte Gestalt eines David, der dem Goliath den Kopf abgehauen hat. Einen Fuß setzt er auf diesen, in der Rechten hält er das Schwert, und diese Gestalt hat so viel Natur, Leben und Wahrheit, daß es einigen Künstlern scheint, als müsse sie über einem lebenden Körper geformt sein. [Fußnote] Cosimo verehrte die Kunst und Geschicklichkeit Donatos in hohem Maße und gab ihm ständig Arbeit. Donato dagegen hatte eine solche Liebe zu Cosimo, daß er bei dem leisesten Wink seine Wünsche verstand und ihm stets dienstbar war. Man sagt, ein genuesischer Kaufmann habe von Donato eine Bronzebüste in Lebensgröße verfertigen lassen, die dieser sehr schön und zugleich sehr leicht arbeitete, weil sie weit verschickt werden sollte. Der Auftrag zu dieser Arbeit war ihm durch Cosimo zugekommen. Als sie aber vollendet war und der Kaufmann bezahlen wollte, schien ihm, Donatello verlange zuviel dafür. Es wurde bestimmt, den Handel durch Cosimo schlichten zu lassen, und dieser befahl, die Büste nach dem oberen Hof seines Palastes zu bringen, wo sie zur besseren Ansicht zwischen den Zinnen aufgestellt wurde, die nach der Straße gingen. Cosimo fand, als er die Sache ausgleichen wollte, das Gebot des Kaufmanns sei von der Forderung Donatos noch sehr fern und sagte deshalb, dies sei zuwenig. Der Kaufmann, dem es zuviel schien, antwortete, Donato habe nicht viel länger als einen Monat daran gearbeitet und gewinne an einem Tag mehr als einen halben Gulden. Da wandte sich Donato beleidigt und voll Zorn an den Kaufmann und sagte: »Im hundertsten Teil einer Stunde hast du vermocht, den Fleiß und die Mühe eines ganzen Jahres zunichte zu machen!« Damit gab er dem Kopf einen Stoß, daß er auf die Straße stürzte und in viele Stücke zersprang: »Man sieht wohl«, setzte er hinzu, »daß du verstehst, um welsche Bohnen zu handeln, nicht aber um Statuen.« Jenem tat es leid, und er wollte das Doppelte zahlen, wenn er das Werk nur von neuem ausführen möchte. Donato ließ sich aber weder durch seine noch durch Cosimos Bitten bewegen, dies zu tun.

In Prato verfertigte er die Marmorkanzel, von der der Gürtel der Jungfrau gezeigt wird. Er meißelte darauf in den einzelnen Feldern einen bewundernswert schönen Kindertanz, der nicht weniger als andere Dinge Donatos Vollkommenheit in der Kunst beweist. Als Träger dieses Werks verfertigte er zwei Bronzekapitelle, von denen das eine noch vorhanden ist, das andere als Beute von den Spaniern entführt wurde, als sie das Land plünderten. [Fußnote] Die Signoria von Venedig, die Donato hatte rühmen hören, lud ihn ein, daß er in der Stadt Padua das Denkmal des Gattamelata verfertige. [Fußnote] Er ging sehr gerne dahin, arbeitete den Reiter von Bronze, der auf dem Platz von Sant' Antonio steht, wobei er das Schnauben und Brausen des Pferdes und den Mut und die lebendige Kraft des Reiters höchst natürlich darstellte. Bewundernswert zeigte Donato sich bei der Größe des Gusses in Maß und Richtigkeit aller Verhältnisse. Deshalb läßt sein Werk sich in Bewegung, Zeichnung, Kunst, Größenverhältnis und Sorgfalt mit dem jedes antiken Künstlers vergleichen. – Die Paduaner, die ihn durch die freundlichsten Liebenswürdigkeiten festzuhalten strebten und auf alle Weise zu erreichen suchten, daß er ihr Mitbürger werde, übertrugen ihm, an der Staffel des Hauptaltares in der Kirche der Minoriten das Leben des heiligen Antonio von Padua darzustellen. Lauter Flachreliefs, die Donato mit so vieler Einsicht vollendete, daß die trefflichen Meister der Kunst sich sehr verwundern, wenn sie die herrlichen, mannigfaltigen Zusammenstellungen, die Menge seltsamer Figuren und die Verkürzungen betrachten. Man findet in Padua eine große Menge Arbeiten von Donato, und weil er um ihretwillen für ein Wunder gehalten und von jedem Verständigen gerühmt wurde, beschloß er, nach Florenz zurückzukehren. Denn, sagte er, verbliebe er länger in Padua, so würde das viele Lob, das man ihm zolle, die Ursache sein, daß er alles wieder vergesse, was er wisse. Er wolle gern wieder in seine Vaterstadt gehen, um sich dort überall tadeln zu lassen, denn dieser Tadel sei Anregung zu weiterem Studium und zu größerem Ruhm.

Als er nach Toskana zurückkam, verfertigte er in der Pfarrkirche von Montepulciano ein Marmorgrabmal mit einer schönen Darstellung. In Florenz in der Sakristei von San Lorenzo steht von ihm ein Waschbecken aus Marmor, an dem auch Andrea Verrocchio arbeitete. Von Florenz begab er sich nach Rom, damit er die Werke der Alten soweit wie nur möglich nachahme, und er arbeitete in der Zeit, wo er sie studierte, ein steinernes Tabernakel für das Sakrament, das sich heute in Sankt Peter befindet. Auf seinem Rückwege nach Florenz kam er durch Siena und übernahm es, eine Bronzetür zu der Taufkapelle von San Giovanni zu verfertigen. Schon hatte er das Holzmodell gearbeitet, die Wachsformen fast vollendet und sie mit dem Mantel umgeben, damit er den Guß vornehmen könne, als der florentinische Goldschmied Bernadetto di Mona Papera, sein vertrauter Freund, auf der Rückreise von Rom nach Siena kam und entweder um seiner selbst willen oder aus anderer Ursache es durch seine Reden dahin zu bringen wußte, daß Donato mit ihm nach Florenz ging. Hierdurch blieb dieses Werk unvollendet oder vielmehr unbegonnen, und es gibt in jener Stadt von seiner Hand nur die Bronzestatue Sankt Johannes des Täufers an der Dombauverwaltung, welcher der rechte Arm vom Ellenbogen an fehlt. Dieses tat Donato, wie man sagt, weil er nicht völlig bezahlt wurde.

In Florenz verzierte er dann für Cosimo de' Medici die Sakristei von San Lorenzo mit Stuckarbeiten, brachte in den Zwickeln der Wölbung vier Rundreliefs mit perspektivisch verkürzten Gründen an, halb gemalt, halb in Flachrelief, mit Begebenheiten aus dem Leben der Evangelisten. Dort verfertigte er auch in halb erhabener Arbeit zwei sehr schöne kleine Bronzetüren, darauf die Apostel, die Märtyrer und Bekenner und über diesen ein paar flache Nischen; in der einen sind die Heiligen Laurentius und Stephanus, in der anderen die Heiligen Cosmas und Damian zu sehen.

Für Santa Maria del Fiore arbeitete er zwei Kolosse aus Backsteinen und Stuck, die außerhalb der Kirche an den Ecken der Kapellen als Schmuck aufgestellt sind, über der Tür von Santa Croce sieht man noch jetzt, von ihm vollendet, einen heiligen Ludwig aus Bronze, fünf Ellen hoch. Als man ihm vorwarf, diese Figur stelle einen Tölpel dar und sei von allem, was er gemacht habe, am wenigsten gelungen, antwortete Donato, er habe dies mit Überlegung getan, denn es sei der heilige Ludwig wirklich ein Tölpel gewesen, da er ein Königreich ließ, um Mönch zu werden.

Wollte ich das Leben und die Werke Donatellos vollständig schildern, so würde daraus eine viel längere Geschichte entstehen, als es bei den Lebensbeschreibungen unserer Künstler meine Absicht ist. Denn er schuf nicht nur große Arbeiten, von denen genügend die Rede war, sondern er legte auch bei den geringsten Kunstgegenständen Hand an. Er übernahm es sogar, Familienwappen über Kaminen und an den Fassaden der Bürgerhäuser anzufertigen.

Donato war in allen Dingen so vorzüglich, daß man sagen kann, er sei durch Übung, Urteil und Wissen einer der ersten gewesen, der die Bildhauerkunst und gute Zeichenmethode der Neueren zu Ehren gebracht, und er verdient um so größeren Ruhm, da zu seiner Zeit die Altertümer – Säulen, Pfeiler, Triumphbögen – noch nicht aufgefunden waren, die wir jetzt kennen. Ja, er ist hauptsächlich die Veranlassung gewesen, daß in Cosimo de' Medici das Verlangen erwachte, die Werke der Alten nach Florenz zu bringen, die im Hause der Medici noch jetzt aufbewahrt werden und alle von Donato restauriert sind. Er war freigebig, liebevoll und freundlich und mehr auf das Wohl seiner Freunde als auf das eigene bedacht. Niemals achtete er auf sein Geld; er hatte es in einem Korb liegen, der mit einem Strick an der Decke befestigt war, und seine Gehilfen und Freunde nahmen dort, was sie brauchten, ohne ihn danach zu fragen. Er verlebte ein fröhliches Alter, und als er anfing, schwächer zu werden und nicht mehr arbeiten konnte, wurde er von Cosimo wie von seinen Freunden unterstützt. Man erzählt, Cosimo habe, als er starb, [Fußnote] seinem Sohn Piero befohlen, für Donatello zu sorgen, und dieser gab ihm, als treuer Vollstrecker der Gebote seines Vaters, ein Gut mit solchem Einkommen, daß er bequem davon leben konnte. Donato empfand hierüber große Freude, denn er glaubte, er sei dadurch mehr als gesichert, nicht vor Hunger zu sterben. Kaum aber besaß er es ein Jahr, als er zu Piero zurückkehrte und auf das Gut förmlich und gerichtlich verzichtete. Er versicherte, daß er nicht seine Ruhe verlieren möchte, um sich mit häuslichen Sorgen und der Last seines Pächters zu beschäftigen, der ihn alle drei Tage überlaufe. Einmal habe ihm der Wind den Taubenschlag abgedeckt, ein andermal sei ihm von der Gemeinde als Steuer das Vieh abgenommen worden, dann wieder hätte der Sturm Wein und Früchte abgerissen – kurz, er sei all dieser Dinge so überdrüssig, daß er lieber vor Hunger sterben als sich um so vieles bekümmern wolle. Piero lächelte über die Einfalt Donatos, nahm aber, um ihn von seiner Plage zu erlösen, auf sein dringendes Bitten das Gut zurück und wies auf seiner Bank ein Gehalt an, durch das er ebensoviel oder noch mehr in barer Münze erhielt. Hiervon ließ er ihm jede Woche den Anteil auszahlen, der ihm zukam, und Donato, mit dieser Anordnung sehr zufrieden, verlebte als Diener und Freund der Medici froh und sorglos den Rest seiner Tage. Endlich im dreiundachtzigsten Jahre wurde er sehr gichtbrüchig, so daß er nicht mehr arbeiten konnte und beständig zu Bett lag. Von Tag zu Tag wurde es schlimmer mit ihm, und seine Kräfte nahmen allmählich ab, bis er am 13. Dezember 1466 entschlief. Seinem Wunsche entsprechend wurde er in der Kirche San Lorenzo nahe bei Cosimo begraben, damit der Körper nach dem Tode dem nahe sei, bei dem der Geist im Leben stets verweilt habe.

Der Tod Donatos tat seinen Mitbürgern und Kunstgenossen wie allen, die ihn gekannt hatten, sehr leid, und es wurde, um ihn im Tode mehr zu ehren, als im Leben geschehen war, ein feierliches Leichengepränge in jener Kirche gehalten, wobei alle Maler, Baumeister und Bildhauer, Goldarbeiter, ja fast alle Bewohner der Stadt der Leiche folgten.

Donato hinterließ der Welt eine solche Menge von Werken, daß man wohl behaupten kann, kein Künstler habe mehr gearbeitet als er; an allen Dingen fand er Vergnügen und legte Hand an, ohne zu beachten, ob sie von hohem oder geringem Werte seien. Es tat der Bildhauerkunst auch not, daß Donato so vieles vollführte und sich in jeder Art des Reliefs mit runden, halb erhabenen und ganz flachen Figuren übte, denn gleichwie zur Zeit der alten Griechen und Römer viele zur Vollendung dieser Kunstart beitrugen, so hat er allein durch die Menge seiner Arbeiten sie zu der Vollkommenheit unseres Jahrhunderts gebracht. Künstler müssen deshalb die Herrlichkeit der Bildhauerei mehr ihm als irgendeinem der neueren Meister zuerkennen; er hat nicht nur ihre Schwierigkeiten erleichtert, sondern auch bei seinen unzähligen Arbeiten Erfindung, Zeichnung, Übung, Urteil und alles zu vereinen gewußt, was man von einem gottbegnadeten Geist jemals erwarten darf. Donato war sehr entschlossen und rasch, führte, was er arbeitete, mit Leichtigkeit zu Ende und tat immer mehr, als er versprochen hatte.