Seurat, Georges - Zitate

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Georges Seurat

(1859-1891)

 


Maler (Frankreich)

 

 


"Die Neoimpressionisten messen der Form des Pinselstrichs keine Bedeutung bei, denn er dient ihnen nicht als Ausdrucksmittel der Modellierung, des Gefühls oder der Nachbildung der Form eines Gegenstandes. Für sie ist der Pinselstrich nur einer der zahllosen Bestandteile, deren Summe das Bild ausmacht; ein Element, das dieselbe Rolle spielt wie die Note in einer Symphonie. Traurige oder heitere Empfindungen, ruhige oder bewegte Stimmungen werden nicht mehr durch die Virtuosität der Pinselführung ausgedrückt, sondern durch die Verbindung von Linien, Farben und Tönen."

 


"Der Maler unterzieht sich der langwierigen Aufgabe, seine Leinwand von oben nach unten und von rechts nach links mit vielfarbigen Pünktchen zu betupfen. Er geht vom Kontrast zweier Töne aus, stellt auf jeder Seite die einzelnen Elemente gegenüber und gleicht sie aus, bis ihm ein anderer Kontrast zum Motiv einer neuen Kombination wird, und in dieser Weise von Kontrast zu Kontrast weitergehend, füllt er seine Leinwand. Er spielt mit der Skala seiner Farben, wie der Komponist bei der Orchestrierung einer Symphonie die verschiedenen Instrumente behandelt. Nach seinem Ermessen mäßigt er den Rhythmus und den Takt, stimmt ein Element herab oder steigert es, moduliert eine andere Nuance bis ins Unendliche, ganz der Freude hingegeben, Spiel und Kampf der sieben prismatischen Farben zu lenken, wird er dem Musiker gleich, der die sieben Noten der Tonleiter variiert, um die Melodie zu erzeugen."

 


"Kunst ist Harmonie. Harmonie wiederum ist Einheitlichkeit des Ungleichen (analogie des contraires) und Einheitlichkeit des Ähnlichen (analogie des semblables) in Ton, in den Farben, in der Linie. Ton, das heißt Hell und Dunkel, Farbe, das heißt Rot und seine Komplementärfarbe Grün, Orange und seine Komplementärfarbe Blau, Gelb und seine Komplementärfarbe Violett. Linie, das ist die Richtung im Verhältnis zur Waagerechten. Alle diese Harmonien scheiden sich in solcher Ruhe, der Heiterkeit und der Trauer. Heiterkeit entsteht im Ton bei Vorherrschaft des Hellen, in der Farbe bei Vorherrschaft des Warmen, in der Linie bei Bewegung, die über die Horizontale aufsteigt. Ruhe stellt sich ein im Ton bei Gleichheit des Dunklen und Hellen, in den Farben bei Gleichgewicht des Warmen und des Kalten., in der Linie bei Ausrichtung auf die Horizontale. Der Ton stimmt sich auf Trauer bei Vorherrschaft der Dunkelheit, die Farbe bei jener der Kälte, die Linie bei absteigender Bewegung."

 

 


"Das Ziel der Farbenzerlegung ist, der Farbe höchstmöglichen Glanz zu geben, durch die Mischung der nebeneinandergesetzten Farbteile im Auge farbiges Licht zu erzeugen, den Licht- und Farbenglanz der Natur. Aus dieser Quelle aller Schönheit schöpfen wir die Grundbestandteile unserer Werke."

 


"Die Bilder der Neoimpressionisten sind weder Studien noch Staffeleibilder, sondern Beispiele einer Kunst von großer dekorativer Entfaltung, welche die Anekdote der Linie, die Analyse der Synthese, das Flüchtige dem Beständigen opfert und der Natur, die mittlerweile der zweifelhaften Verwirklichungen müde war, eine unantastbare Wahrheit verleiht."