Michelangelo Buonarroti - Zitate

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Michelangelo Buonarroti

(1475-1564)


Maler, Bildhauer, Architekt, Dichter (Italien)

 

 


"Meine Kunst ist mein Weib, mehr als genug, denn sie hat mich zeitlebens gequält. Und meine Kinder sind die Werke, die ich hinterlasse. Sollten sie auch nicht viel taugen, so werden sie doch eine Weile leben."

 


"Ich wurde mit Gewalt zur Leitung des Baues von Sankt Peter gezwungen und habe nun schon ungefähr acht Jahre ohne Entgelt, ja mit großem Schaden und viel Ärger der Aufgabe geopfert. Nun geht die Arbeit voran, wir haben Geld und ich bin im Begriff, die Kuppel zu wölben; wollte ich jetzt abreisen, so würde das den Bau zugrunde richten. Das müsste mir in der ganzen Christenheit die größte Schande bringen und würde eine schwere Schuld für meine Seele sein. Darum bitte ich Euch, mein lieber Herr Giorgio, dankt dem Herzog in meinem Namen für die großen Anerbietungen, von denen Ihr mir schreibt und bittet ihn, er möge mich in Gnaden noch so lange hier arbeiten lassen, bis ich in gutem Ruf und mit Ehren und ohne Sünde von hier abreisen kann."

Brief: AN MESSER GIORGIO, DEN VORTREFFLICHEN MALER, IN FLORENZ. Rom, den 15. Mai 1555.


"Die Kunst gehört keinem Lande an, sie stammt vom Himmel."

 


Rom, den 1. Februar 1549.

 

Lionardo!

Ich schickte Dir mit meinem letzten Brief ein Verzeichnis mehrerer heiratsfähiger Mädchen, das mir von Florenz zugesandt wurde [...]

 

Ich sage Dir deshalb, achte nicht auf meine Meinung, wenn Du heiraten willst, denn ich vermag Dir keinen guten Rat zu geben. Nur das kann ich Dir ans Herz legen, laufe nicht dem Geld nach, sondern sieh auf Herzensgüte und guten Ruf.

 

Ich glaube, es gibt in Florenz viele verarmte, adlige Familien, für die es eine Wohltat wäre, wenn Du mit ihnen Verwandtschaft anknüpftest. Auf die Mitgift könntest Du verzichten, wenn nur auch kein Hochmut da wäre. Du brauchst eine Frau, die bei Dir bleibt und Dir gehorcht, die keinen Aufwand liebt und nicht jeden Tag auf Hochzeiten und Gastereien gehen will, denn wo ein Hof ist, ist es nicht schwer, zur Dirne zu werden. Du brauchst Dich auch nicht um das Gerede zu kümmern, Du wollest Dich adlig machen, denn es ist bekannt, dass wir alteingesessene Bürger von Florenz und so vornehmen Geschlechts wie irgendeine andere Familie sind. Nun empfiehl Dich Gott, dass er Dir das Rechte gebe. Ich wünschte, Du liessest es mich wissen, sobald Du etwas Geeignetes gefunden zu haben glaubst, und zwar bevor Du die Verbindung eingehst.

 

.....

 

Rom, den 20. Mai 1553.

 

Lionardo!

In Deinem letzten Brief schriebst Du mir, Du habest Deine Frau nun heimgeführt, seiest sehr befriedigt und sollest mich in ihrem Namen grüßen. [...] Ich wünsche auch, dass man sie als die Frau eines meiner Neffen erkenne; bisher konnte ich das nicht durch die Tat beweisen, weil Urbino noch nicht da war. Nun ist er seit zwei Tagen zurückgekehrt, und ich will meinen guten Willen zeigen. Man sagt mir, ein schöner Schmuck von guten Perlen werde hier wohl anstehen. Ich habe darum einen mit Urbino befreundeten Goldschmied beauftragt, nach solchen zu suchen und hoffe, er wird sie finden. Doch sag' ihr noch nichts davon. Solltest Du aber etwas anderes für besser halten, so schreibe mir. Das sei's.

Sorge für Deine Gesundheit und vergiss nicht, dass es stets

mehr Witwen als Witwer gibt.

 

Michelangelo Buonarroti.

Briefe an seinen Neffen Lionardo


"Mit all der Mühe, mit der wir manche unserer Fehler verbergen, könnten wir sie uns leicht abgewöhnen."

 


AN MESSER GIORGIO VASARI, MEINEN LIEBEN FREUND, IN FLORENZ.

 

 

Rom, den 23. Februar 1556.

 

Messer Giorgio, mein lieber Freund!

Das Schreiben kommt mich schwer an, aber um Euch zu antworten, will ich einiges sagen. Ihr wisst, dass Urbino gestorben ist. Durch seinen Tod hat Gott mir eine große Gnade gegeben, aber ich habe sie mit einem teuren Gut und mit unendlichem Schmerz bezahlen müssen. Die Gnade war die, dass er, der während seines Lebens mich am Leben hielt, durch seinen Tod mich sterben lehrte. Und nun sehe ich dem Tode nicht mehr mit Widerwillen, sondern mit Sehnsucht entgegen. Ich habe ihn sechsundzwanzig Jahre bei mir gehabt und ihn für ganz wahrhaftig und treu befunden; und nun, da ich ihn reich gemacht hatte und hoffte, er werde der Stab meines Alters sein, ist er mir entschwunden, und ich habe keine Hoffnung mehr als die, ihn im Himmel wiederzusehen. Für diese aber hat uns Gott seinen seligen Tod Bürge sein lassen. Nun schmerzt es mich nicht mehr, dass ich sterben muss, sondern dass er mich mit so viel Leiden in dieser treulosen Welt lebend zurückließ, denn der größere Teil von mir ist mit ihm gegangen, und mir ist nur ein tiefes Elend geblieben. Ich bitte Euch inständig, entschuldigt mich, wenn es Euch keine Mühe macht, bei Messer Benvenuto, dass ich ihm noch nicht auf seinen Brief antwortete. Ich bin so in diesen traurigen Gedanken versunken, dass ich nicht schreiben kann.

Empfehlt mich ihm, und ich empfehle mich Euch.

Euer Michelangelo

 


"Solange der Künstler arbeitet, um ein reicher Mann zu werden, wird er immer ein armseliger Künstler bleiben."

 


"Ich meine, die Malerei sei um so höher zu achten, je mehr sie sich der Plastik nähert, und diese um so geringer, je mehr sie der Malerei nahekommt. So schien mir auch stets, als sei die Skulptur die Leuchte der Malerei und zwischen jener und dieser der gleiche Unterschied, wie zwischen Sonne und Mond. Seitdem ich aber Euer Büchlein gelesen habe, in dem Ihr auseinandersetzt, dass, philosophisch betrachtet, beide Künste das gleiche Ziel haben, beide das Gleiche sind, bin ich anderer Meinung geworden und sage so: Wenn nicht ein größerer Aufwand von Überlegung und Mühe, größere Schwierigkeiten und Anstrengungen dem Werke auch größeren Adel verleihen, dann sind Malerei und Skulptur ein Ding. Und damit sie auch als solches anerkannt würden, dürfte kein Maler die Bildhauerei weniger als die Malerei betreiben, und ebenso müsste jeder Bildhauer in gleichem Maße Maler wie Bildhauer sein. Ich verstehe unter Skulptur die Kunst, die durch Wegnehmen geübt wird, während die, die durch Auflegen arbeitet, Malerei ist. Dann sollte man es aber auch kurz machen und beide Künste, Skulptur und Malerei, weil sie doch durch die gleiche Intelligenz geübt werden, einen rechtschaffenen Frieden schließen und das viele Disputieren sein lassen, denn das kostet mehr Zeit, als die Bildwerke selbst zu machen."

(Brief: AN MESSER BENEDETTO VARCHI, Rom, 1549)


"Genius ist ewige Geduld."

 


"Die Malerei scheint mir um so besser, je mehr sie der Skulptur ähnelt, und die Skulptur umso schlechter, je mehr sie der Malerei ähnelt. Die Skulptur ist die Fackel der Malerei, und zwischen ihnen besteht der gleiche Unterschied wie zwischen der Sonne und dem Mond."

 


"Die flämische Malerei wird den Frauen gefallen, vor allem den alten oder auch den sehr jungen, wie den Mönchen, Nonnen und einigen Edlen, die für echte Harmonie taub sind...Obwohl so etwas in den Augen einer gewissen Anzahl von Menschen gute Wirkungen erzielt, handelt es sich hierbei weder um Vernunft noch um Kunst oder gar Proportion, um Symmetrie ; sie ist wahllos im Sujet, ohne Größe. Schließlich hat diese Malerei auch keine Körperlichkeit und keine Kraft...Erst den Werken, die in Italien entstehen, kann man die Bezeichnung Wahre Malerei geben."