Baumeister, Willi - Zitate

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Willi Baumeister

(1821-1867)


Maler (Deutschland)

 

 


"Kunst ist keine Beschäftigung, Kunst beschäftigt immerwährend den Künstler."

 


"Die Kunst, und besonders die moderne Kunst, ist ausdrücklich irrational und kann sich nicht auf Rationalität stützen, ebenso wie der Glaube."

 


"Kunst kennt keine Erfahrung und ist keine Ableitung. Sie setzt sich mit dem Unbekannten in Beziehung."

 


"Der »Verlust der Mitte«: Die Menschen sind bös, und die Kunst ist bös. Sedlmeyr schwingt sich auf den Richterstuhl und richtet."

 


"Das Kunstwerk bildet einen Kosmos, der sich parallel zur Natur behauptet"

 


"Naturalismus ist fern der Natur. Je naturalistischer ein Gemälde ist, desto mehr wird es zur Wachsleiche. Es mißachtet die Zeit." (1943)

 


"Das Künstlerische ist grenzenlos wie die Metamorphosen in der Natur. Es setzt sich beständig über das Durchschnittliche im Empfinden, Denken und über die vom Menschen gemachten Gesellschaftsgesetze hinweg, weil es vom Urleben ausgeht."

 


"Die geheimnisvolle Kraft eines Kunstwerks steckt in seinem formhaft-abstrakten Teil, auch im Verhältnis vom Gegenständlichen zu seiner künstlerischen Verformung. Zu allen Zeiten ging die Kunst voran und gab den Kanon der gereinigten Sicht für die Augen der Menschheit." (1951)

 


"Genau so wie bei Betrachtung der realen Natur, die vorhandene, geahnte, oberste Kraft nicht deutlich sichtbar, aber doch ahnbar ist, genau so ist in jedem hohen Kunstwerk eine Kraft spürbar, die nicht geklärt werden kann."

 


"Das Kunstwerk baut sich in einer anderen Logik auf. Es wird zu einem Organismus, der nicht auf Imitation sich gründet, sondern aus dem was man Kreation nennt. Auf der gemalten Fläche spielt sich ein Drama ab, das auf Farben und Formen beruht, auf Kontrasten und Ergänzungen, Beeinflussungen und gewissermaßen auf großen Umwegen zu einer Endharmonie gelangt."

 


"Der Künstler originaler Art sieht eigentlich nicht. Da er als Vorderster mit jedem Werk ins Unbekannte stößt, kann er nicht voraussagen, auf was er stoßen wird ... Selbst wenn der Künstler, bewegt von einem unfaßbaren Urwillen, in hohem Bewußtsein seiner Handlung, seine Sache sagt, meißelt oder malt, läßt er sich überraschen von dem, was unter seinen Händen entsteht."

 


"jedoch haben moderne bilder fast nur den inhalt der farb- und formfuge und deshalb gibt es gar keine titel, die den inhalt oder gehalt eines modernen bildes treffen könnten. der wirkliche gehalt eines modernen bildes liegt sichtbar und verborgen in dem ganz äußerlichen drama der farben und formen und all ihren beziehungen zueinander."

 


"Die abstrahierende oder abstrakte Kunst steht nicht im Gegensatz zur Natur. Jeder Meister stellt ein neues Verhältnis her zwischen dem Menschen und der Natur, zwischen dem Menschen und dem Unbekannten und Unerklärbaren, zum Religiösen. In dieser neueren und neuesten Zeit, die sich vom letzten Jahrhundert in allem unterscheidet, wird wieder ein neues Verhältnis zwischen dem Menschen und der Natur und dem Unerklärbaren entwickelt."

 


"Die sogenannte abstrakte Malerei ist nicht abstrakt im Sinne von Fremdheit zum Leben und Menschen. Die Empfindungen des Künstlers sind ganz natürliche. Eine senkrechte, gerade Linie vermittelt einen ganz bestimmten Empfindungswert, den alle Menschen gleich empfangen können. Eine gekurvte Linie ... löst dagegen andere Empfindungen aus. Ebenso vermitteln die Farben und die Farben-Zusammenstellungen bestimmte Empfindungen. Ein dunkel oder grau gehaltenes Bild hat einen total anderen Ausdruck als ein bunteres oder ganz buntes Bild. Diese einfachen Ausdrucksmöglichkeiten sind auch in der alten Kunst die primären Ausdruckswerte, nicht das gegenständliche Motiv. Die neuere Kunstart gibt diesen elementaren Mitteln den Vorrang. Parallel zur Kunst ist in der heutigen Zeit auf allen geistigen Gebieten die Bevorzugung des Elementaren bezeichnend."

 


"Kunstbetrachtung ist ein einfacherer Vorgang als allgemein angenommen wird. Der Zustand des Betrachters ist sein Ausgangspunkt, nicht seine Meinung oder der gesunde Menschenverstand. Beide sind verdächtig, von der jeweils herrschenden Durchschnittlichkeit bestimmt zu sein."

 


"Die unnennbaren Werte eines Kunstwerkes können ja ebenso wenig mit Worten gefasst werden wie ein Konzert von Mozart. Man kann darüber sprechen, dieses und jenes besonders hervorheben, das ist aber auch alles. Der Gehalt eines Kunstwerkes bleibt ein Geheimnis, aber er ist vorhanden."

 


"Die Betrachtung muss zu einem Erlebnis führen. Alle Kräfte, die der Künstler geistig investierte, strahlen bei längerer Betrachtung zurück. Es ist dazu eine längere Betrachtung nötig. Es ist auch wichtig, dass man nicht vorschnell urteilt."

 


"Kunstwerke kann man nicht naiv genug betrachten. Da wir alle von einer überreichen Tradition in der Malerei überlastet und fast zugedeckt sind, ist es ein erstes bei der Betrachtung moderner Gemälde, die Meister der Vergangenheit zunächst zu vergessen. Die Werte der zurückliegenden Kunst, der Tradition, sollen in keiner Weise geschmälert werden, aber man muss bei dem Betrachten neuzeitlicher Kunst nie von der Tradition ausgehen, sondern man sollte in sich zunächst tabula rasa machen. Gelingt es dem Beschauer, diesen Zustand der Naivität zu erreichen, so sind alle Bedingungen gegeben, um das Kunstwerk aufnehmen zu können. Demnach ist der Zustand des Betrachters viel wichtiger, als seine mitgebrachte Kunstkenntnis und Ableitungen davon."

 


"Die Kunst gehört zum Menschen, um ihn voll zu machen, um ihm ein Gleichgewicht, die Harmonie zu geben, um dem verwirrenden Getriebe des Alltags begegnen zu können. Der Mensch wird durch den Umgang mit der Kunst auf sich selbst zurückgeführt."

 


"Das ursprüngliche Sehen ist elementar, neutral, nicht spezialistisch. Es birgt alle Möglichkeiten. Das nur naturalistisch-reproduktive Sehen, die karge Domäne des naturalistischen Zeichenlehrers, ist einengend und verderblich. Es muß beim Sehen eine produktive Leistung vor sich gehen. Der Seher wird damit zum selbständigen Entdecker."

 


"Der Maler kann auf seinem Malgrund keine reale Bewegung hervorbringen. Er kann aber die Empfindung für Bewegung geben. Diese Scheinbewegung ist ein Merkmal, die fast in der ganzen modernen Kunst zum Ausdruck kommt."

 


"Cézanne hat die Bewegung, und damit die Zeitsubstanz in die Malerei eingefügt. Die Empfindung für Bewegung ist ab Cézanne aus der Malerei bis heute nicht mehr wegzudenken. Die Statik des Naturalismus war damit verlassen."

 


"Kunst ist nicht lehrbar."

 


"Der Ruhm kommt zu dem, der nicht an den Ruhm denkt."

 


"Der Künstler hält sich während seiner Arbeit einesteils an Bindungen und verlässt sie fast gleichzeitig bis es zur schöpferischen Richtung kommt. Der Künstler kommt in seinen unwillkürlichen Zustand, in dem er mit seinem Werkstoff allein ist, mit der Natur der Stoffe und mit seiner Natur. Diese zwei Naturen vereinigen sich. Der Künstler ist mit seiner Mitte an die Mitte der Natur angeschlossen."

 


"Kunst kennt keine Erfahrung und ist keine Ableitung. Sie setzt sich mit dem Unbekannten in Beziehung."