Marc, Franz

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Marc, Franz, deutscher Maler, Graphiker und Plastiker, * 8.2.1880 München, † 4.3.1916 (gefallen vor Verdun);

 

besuchte 1900-03 die Münchener Akad.; seine Lehrer waren G. Hackl und W. von Diez; es folgten mehrere Reisen (Paris 1903 und 1907; dort Begegnung mit Werken V. van Goghs) und ein langsames Reifen seiner künstler. Persönlichkeit. 1909 Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München. Nach seiner Ansiedlung in Sindelsdorf/Oberbayern, 1910, lernte er A. Macke kennen, der ihn mit seinem späteren Mäzen B. Koehler bekannt machte. 1911 trat M. mit W. Kandinsky, G. Münter, A. Kubin u. a. aus der Neuen Künstlervereinigung München aus und gründete zusammen mit Kandinsky die Gruppe und Redaktion »Der Blaue Reiter«, deren 1. Ausst. E. 1911 eröffnet wurde. 1912 fand die 2. Ausst. statt, und es erschien der von M. und Kandinsky herausgegebene Almanach »Der Blaue Reiter«, die Programmschrift des Münchener Expressionismus. Im gleichen Jahre in Begleitung von A. Macke erneute Reise nach Paris, Begegnung mit R. Delaunay. 1913 war M. entscheidend beteiligt am Berliner Ersten Dt. Herbstsalon von H. Walden; 1914 zum Kriegsdienst eingezogen. M. gehörte zu den von den Hitlerfaschisten verfemten Künstlern, seine Bilder wurden aus den Mus. entfernt. – M. stand dem Naturalismus, wie er an der Münchener Akad. gelehrt wurde, und auch dem Jugendstil trotz Auseinandersetzung mit ihm fern. Obwohl er die Werke der franz. Impressionisten bewunderte, wirkten auch sie nicht vorbildhaft auf ihn. Sein Ausdrucksverlangen strebte danach, »hinter die Dinge zu kommen«, ihr »geistiges Wesen« zu entdecken. Zum Hauptgegenstand wurde ihm mehr und mehr das Tier, weil ihm die Menschen unter den gesellschaftl. Bedingungen seiner Zeit entfremdet erschienen. Das Tier wurde ihm zum Gleichnis des Lebens, v. a. seiner Ursprünglichkeit und Reinheit, und damit Ausdruck der Sehnsucht nach Menschlichkeit. Bereits 1904/05 begann M. Tiere zu zeichnen und zu malen, intensiv beschäftigte er sich mit Anatomie. Die Expressivität und Symbolkraft seiner meisterlich gehandhabten Formen resultieren wesentlich aus diesem gleichnishaften Anspruch an Thema und Motiv und aus der gestalterisch kompromißlosen, emotional stark zusammenfassenden Einfachheit und dem Verzicht auf naturalist. Details. M. konnte sein künstler. Anliegen zuerst in einigen Plastiken 1908/09 (u. a. »Pferdegruppe«, »Panther«, »Bärengruppe«) verwirklichen, die trotz ihres kleinen Formats zu den gültigen Tierbildwerken der Kunstgeschichte gehören. In seinen Hauptwerken, dem »Turm der blauen Pferde« (1913, Berlin, ehem. Nat. Gal., seit 1939 verschollen) und den »Tierschicksalen« (1913, Basel, Kunsthalle), gelangte er zu einer visionären Bildgestaltung. Bes. letzteres gehört mit seinem gleichzeitigen Gemälde »Wölfe-Balkankrieg« zu jenen Werken, die das kommende Unheil des Weltkrieges ankündigen. M.s Abscheu gegen den Krieg spricht aus seinen »Briefen aus dem Feld«, in denen er sich auch als »nicht prakt. Sozialist« bekennt. Gleich Kandinsky u. a. Künstlern suchte M. nach der Erneuerung des Geistigen in der Kunst, von Kunst als geistigem Prinzip. In schöpfer. Auseinandersetzung mit Jugendstil (von daher Flächenhaftigkeit und Umrißbetonung), Orphismus und Futurismus entwickelte M., stark von R. Delaunay beeindruckt, seinen persönl. maler. Stil, der über die Loslösung von lokaler Gegenstandsfarbe zu rhythmisierten, z.T. auch transparenten Farbwerten und schließlich um 1914 zur abstrakten Kunst führte. Er hinterließ Briefe, Aufzeichnungen und Aphorismen (2 Bde., Berlin 1920). In Kochel am See befindet sich ein neu eingerichtetes F.-M.-Mus.