Heinrich Vogeler (1872-1942)

Maler (Deutschland)


"Es war einmal ein Maler, der sich schon in seinen Jugendjahren von dem akademischen Leben und der Stadt aufs Land zurückzog. Er kaufte sich einen kleinen Bauernhof, ging hinter dem Pflug, arbeitete mit dem Spaten und verwandelte ein ödes Stück Heideland in einen traumhaften Fruchtgarten. Seine künstlerische Tätigkeit wurzelte ganz in dieser eigenen Schöpfung: ein kleinbürgerlicher Romantiker, der das Gefühl hatte, daß ihn dieser kleine Besitz unabhängig und frei mache. Die Erlebnisse seiner Jugend waren: der Garten, der Frühling, die Liebe zu einer Frau. Alle seine Empfindungen kleidete er, da es schöne und ruhige Empfindungen waren, in die schönen und ruhigen Formen vergangener Zeiten (Die Kunst der Minnesänger war ihm nah). Seine große Verbundenheit mit der Natur verlieh seinen Bildern einen gefälligen Reiz. Bald war er der Liebling des Bürgertums. Seine Kunst hatte ja nichts zu tun mit den unruhevollen Häßlichkeiten der Gegenwart. Deshalb ging es ihm materiell recht gut. Zufrieden war er aber keineswegs. Eine immer größere Unruhe erfaßte unseren Romantiker. Aber nicht das Leben selbst scheuchte ihn auf, sondern die künstlerische Widerspiegelung des Lebens in der Literatur: er las, zuerst widerstrebend, gequält, dann erschüttert und zuletzt voller Gier - Maxim Gorki. Erst ihm glaubte er, daß es außer seiner guten Traumwelt noch eine andere Welt gab, in der gute Menschen unter Unmenschlichem schuldlos litten" (1898)